Unter den Finanzbloggern steche ich mit meinem Ziel und Blogtitel (Finanziell Frei mit 30) bereits stark heraus und gehöre zu den „extremeren“ Lagern. Für die meisten Menschen ist es schon sehr außergewöhnlich, wenn jemand fünf Jahre früher in Rente gehen kann und dann nicht mehr darauf angewiesen ist zu arbeiten. Bereits nach 10 Jahren Arbeitsleben (oder sogar noch früher) die Finanzielle Freiheit erreicht zu haben und das klassische Berufsleben hinter sich zu lassen, ist für die meisten daher überhaupt nicht vorstellbar.
Heute möchte ich Euch das Buch „Early Retirement Extreme*“ von Jacob Lund Fisker vorstellen, der genau das erreicht hat. Die Einleitung auf dem Buchrücken gibt auch schon einen klaren Hinweis, in welche Richtung das Buch geht:
Wie Du in Deinen 20ern oder 30ern in den Ruhestand gehst, ohne in der Lotterie zu gewinnen.
Mit meinen Zielen war es klar, dass ich mir das Buch auf jeden Fall mal näher anschauen muss.
Über den Autor
Jacob lebt sein Leben anders als die meisten Menschen. Er hat es geschafft über ein Jahrzehnt hinweg durch die Optimierung seiner Ausgaben zwischen 5.000 – 8.000 USD im Jahr auszugeben und in unter 10 Jahren die Finanzielle Freiheit zu erreichen. Bekannt wurde er durch seinen gleichnamigen und sehr lesenswerten Blog, den er vor über 10 Jahren im Jahr 2007 startete.
Worum geht es?
Der Autor zeigt auf, wie Du in unserer heutigen reichen westlichen Gesellschaft 70 % oder mehr Deines Einkommens sparen und dadurch in weniger als 10 Jahren die Finanzielle Freiheit erreichen kannst. Er beschreibt darin unter anderem, wie sich in den letzten 70 Jahren der Industrialisierung die Wirtschaft weiterentwickelt hat und alle Menschen heutzutage viel mehr Geld verdienen und sich dadurch auch viel mehr leisten können.
Er stellt dabei unter anderem in Frage, warum die meisten trotzdem noch an der normalen Arbeitszeit festhalten und es nicht schaffen aus der Arbeitswelt auszubrechen. Er wundert sich vorallem, weil die meisten Menschen noch nicht mal gerne arbeiten gehen und viele es einzig und alleine für das Geld machen.
Wie kann es sein, dass die Menschen heute also alle viel mehr Geld verdienen und trotzdem noch so viel arbeiten?
Gibt es nicht auch Möglichkeiten die aktive Zeit im Berufsleben drastisch zu verkürzen?
Lebensphilosophie statt Lebenseinschränkung
Was mir an Jacobs Buch und Sichtweise am meisten gefallen hat, dass er das Konzept eher als eine Philosophie ansieht, wie er sein Leben führen möchte. Es geht nicht darum, dass auf alles verzichtet werden muss und dass Du Dich jetzt für Dein Ziel der Finanziellen Freiheit komplett einschränken musst. Es geht viel mehr darum sich bewusst zu machen, wie Du selbst leben möchtest und wie Du das am kosteneffizientesten tun kannst.
Die hohe Sparquote ist dabei nur ein Abfallprodukt der eigenen Lebensweise. Auch heute lebt Jacob noch auf die gleiche Art und Weise, obwohl er das finanziell schon lange nicht mehr muss. Sein Nettovermögen ist nämlich 130-mal so groß wie seine aktuellen Ausgaben. Er könnte seine Ausgaben also locker vervierfachen und wäre immer noch finanziell frei. Zudem wird er durch sein Buch auch gute Einnahmen verzeichnen, sodass er seine Ausgaben noch weiter steigern könnte.
Eine Metapher aus dem Buch hat mir sehr gut gefallen:
Mit dem Geldausgeben ist es genauso wie mit dem Spritverbrauch bei einem Auto. Der Hersteller gibt einen durchschnittlichen Verbrauch für das jeweilige Fahrzeug an, aber der tatsächliche Verbrauch kann davon stark abweichen. Wenn Du sehr spritsparend und vorausschauend fährst (wenig bremsen und beschleunigen), kannst Du deutlich weniger Sprit verbrauchen. Wenn Du stattdessen wie ein Verrückter mit dem gleichen Fahrzeug durch die Gegend heizt und meinst auf der Autobahn immer über 200 km/h fahren zu müssen, wird Dein Spritverbrauch deutlich darüber liegen.
Das gleiche gilt auch beim Thema Geld ausgeben. Es gibt durchschnittliche Ausgaben, die jeder Haushalt hat. Durch die effizientere Nutzung des eigenen Geldes kannst Du es schaffen ohne Verzicht Geld zu sparen. Du vermeidest zum Beispiel Schulden oder kaufst Dinge gebraucht. Dadurch kannst Du die gleiche Menge an Nutzen, Spaß etc. erreichen und gibst weniger Geld dafür aus.
Kaufen oder DIY
Ein weiterer spannender Gedanke war, dass die meisten Menschen nur eine einzige Einnahmequelle haben und nur durch eine spezialisierte Arbeit Geld verdienen. Auf der anderen Seite wird im Vergleich zu früher kaum noch etwas selbst gemacht und die meisten Probleme werden durch den Kauf von Gegenständen oder Dienstleistungen gelöst.
Irgendetwas ist kaputt? –> Dann wird es meistens weggeschmissen und ein neues Produkt gekauft. Oder jemand anderes wird für die Reparatur bezahlt.
Du verlierst Deinen Job? –> Weil Du für alle anderen Lösungen in Deinem Leben Geld benötigst, musst Du so schnell wie möglich einen neuen Job in Deinem Bereich finden.
Ich finde das dahinterliegende Prinzip sehr spannend. Was wäre, wenn das Geldsystem zusammenbrechen würde?
Die meisten Menschen wären sehr hilflos, weil sie alle ihre Probleme durch Geld lösen und keine andere Möglichkeit sehen. Wenn Du alles mit Geld lösen kannst, musst Du keine großartigen Beziehungen zu anderen Menschen (z.B. Handwerker, Computerspezialisten) aufbauen oder Dich selbst weiterentwickeln.
Sich weitere Kompetenzen und Fähigkeiten anzueignen macht dann vielleicht schneller freier, als weiteres Geld zur Lösung dieser Probleme anzuhäufen.
Wenn ich Probleme im „Wert“ von nur 100 € pro Monat selbst lösen kann, brauche ich 40.000 € weniger an investiertem Vermögen für meine Finanzielle Freiheit.
Wie Du mit weniger als 10.000 € im Jahr leben kannst?
Ich kann und werde jetzt natürlich nicht alle Punkte aus dem Buch aufführen können. Im Folgenden möchte ich nur einmal auf die beiden größten Ausgabeposten eingehen, damit Du Dir eine Vorstellung von seiner Einstellung machen kannst.
Wohnen
Der größte Ausgabeposten ist bei den meisten Menschen das Wohnen. Viele werden sogar alleine für die Wohnung bereits mehr Geld ausgeben, als Jacob für sein ganzes Leben zusammen. Seiner Meinung nach sollte die Wohnung maximal 400 USD (umgerechnet etwa 340 €) pro Monat kosten. Er gibt auch zu, dass Du aufgrund der unterschiedlichen Mieten in teureren Gegenden für den Betrag weniger Raum kaufen kannst, als es in günstigeren Gegenden der Fall ist. So reicht es in günstigeren Gegenden vielleicht für eine eigene Wohnung, während es in Großstädten nur für ein WG-Zimmer reicht.
Transport
Die Wohnung sollte so gewählt werden, dass Du zur Arbeit entweder laufen oder mit dem Fahrrad fahren kannst. Das erspart Dir nämlich das teure Auto und kann Deine Kosten enorm senken. Der Bereich Transport ist für die meisten mit weiteren 300 – 500 € an Kosten pro Monat verbunden. Besonders wenn die Anschaffung des Autos und der Wertverlust berücksichtigt werden.
Besonders zum Wohnen und dem Verzicht auf ein Auto höre ich immer wieder die gleichen Aussagen, warum es in der eigenen Lebenssituation unmöglich ist hier die Kosten zu reduzieren. Ich kann an dieser Stelle natürlich nicht auf jede Lebenssituation eingehen. Ich verstehe die Grenzen und Hinweise aus dem Buch auch eher als Ratschläge. Nicht als feste Wertgrenzen, die unbedingt eingehalten werden müssen.
Für wen ist das Buch geeignet?
Das Buch ist nur auf Englisch erhältlich. Grundvoraussetzung ist daher, dass Du der englischen Sprache mächtig bist. Meiner Meinung nach ist es nicht übermäßig kompliziert zu lesen und lässt sich auch mit nicht so guten Englischkenntnissen verstehen. Zudem gibt es viele Grafiken, Zeichnungen und Diagramme, die das Verständnis erleichtern.
Ich habe das Buch in relativ kurzer Zeit gelesen, weil es sehr gut geschrieben ist und gerade die Hintergründe zur Philosophie und Gedanken zu unserer aktuellen Gesellschaft sehr interessant sind. Deswegen eignet sich das Buch meiner Meinung nach für alle, die sich gerne mit Wirtschaftsthemen beschäftigen. Du musst nicht unbedingt das Ziel haben so wie Jacob leben zu wollen und jeden Tipp 1:1 umsetzen zu wollen. Ich habe auch nicht vor in absehbarer Zeit mein eigenes Waschmittel oder meine eigene Seife herzustellen. ?
Gerade die Hintergründe zu dem Thema und die Gedanken, was Finanzielle Freiheit ausmacht, fand ich sehr spannend. Ich denke das Buch hilft auch dabei das eigene Leben und die eigenen Ausgaben weiter zu hinterfragen.
Wenn er mit 600 € im Monat auskommt, brauche ich vielleicht doch nicht 2.000 € für mein Leben oder kann etwas von ihm lernen.
Ich kann Dir das Buch also nur empfehlen. 😉
Was ist Deine Meinung zu seinem Lebensstil? Könntest Du es Dir vorstellen oder wäre es gar nichts für Dich?
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